Die Deutsche Meisterschaft in den Medien: Bericht des NDSB Hauptstadtsport TV
Klaus-Dieter berichtet von seinen Erfahrungen bei der deutschen Meisterschaft
Trotz der Corona-Beschränkungen konnten wir ab letztem Frühjahr wieder trainieren. Das hatte ich ausgenutzt und meine Leistungen mit dem Blankbogen verbessert. Bei der Kreismeisterschaft hatte ich ein gutes Ergebnis geschossen. Da die Landesmeisterschaft leider ausgefallen war, wurde das Kreis-Ergebnis für die Qualifizierung zur Deutschen Meisterschaft anerkannt. Das Limit für die DM hatte ich um 10 Ringe übertroffen. Plötzlich aber erwartet bekam ich die Einladung am 5.3.2022 an der DM in Berlin teilzunehmen. Wir sind bereits am Freitag angereist. Gerhard war zu meiner Unterstützung mit. Am Samstag bin ich nach einer unruhigen Nacht früh aufgestanden und habe mich auf die Meisterschaft vorbereitet. Das heißt etwas zu trinken und zu essen vorbereiten und das Material einpacken. Kurz nach 7:00 Uhr haben wir das Hotel verlassen und sind die wenigen hundert Meter zur Halle gegangen. Dort bin ich gleich zum Bereich für die Teilnehmer gegangen, habe meinen Bogen aufgebaut und mich mental auf das Turnier vorbereitet. Kurze Zeit später begann auch die Bogenkontrolle. Vor den Wettkämpfen wird das Material immer überprüft, ob auch keine unerlaubten Teile verwendet werden. Pünktlich um 8:00 Uhr begann auch schon das Einschießen und es stellte sich bei mir auch leichtes Lampenfieber ein. Die ersten Pfeile landeten trotzdem im Gold und von Pfeil zu Pfeil wurde ich ruhiger. Um 9:00 Uhr begann der Wettkampf und kurzzeitig kehrte das Lampenfieber zurück. Die 26 Ringe gleich in der ersten Passe, was auch mein Durchschnitt in den vorbereiteten Trainings war, ließ es aber schnell verschwinden. Bei den Turnieren in unserem Landesverband Schleswig-Holstein schreiben immer zwei Schützen einer Scheibe die Ergebnisse auf. In Berlin bei der DM war es anders. Ein Schütze der Scheibe schreibt wie gewohnt auf Papier und ein zweiter tippt die Ergebnisse in ein Handterminal ein. Wer das macht, wird untereinander an der Scheibe ausgehandelt. Die Ergebnisse aus den Terminals werden dann recht zügig auf einigen Monitoren in der Halle und sofort auch im Internet dargestellt. So konnte die Bogensparte zuhause am Monitor mitfiebern.
Die Eingabe am Terminal hatte ich auf unserer Scheibe übernommen. Das lenkte mich ab und der Stress des Turniers wurde nicht zu groß. Bis zur achten Passe lief es sehr gut. Dann sackte mein Blutzuckerspiegel ab, da ich es versäumt hatte, auf meinen Körper zu achten. Dadurch waren die nächsten Passen nicht so erfolgreich und ich verlor einige Ringe. In der Pause konnte ich mich erholen und etwas essen. Danach konnte ich in der zweiten Runde meine Leistung wie im Training und im ersten Durchgang schießen. Meine Gesamtleistung bei der DM war leider nicht so gut wie bei der Kreismeisterschaft. Corona-bedingt habe ich in den letzten zwei Jahren auch nicht viele Turniere schießen können und es fehlte mir die Turnier Routine. Mit dem dennoch erreichten 19. Platz bin ich zufrieden. Mein Nachbar auf der Scheibe neben unserer wurde deutscher Meister und hat nebenbei mit 540 Ringen einen neuen deutschen Rekord aufgestellt. Das waren 55 Ringe mehr als ich erreicht habe. Ich muss noch etwas mehr üben!
Ein Bericht von Gerhard:
Wir wollten am Vortag vor den Wettkämpfen anreisen, da wir samstags bereits um 7:00 Uhr in der Halle sein sollten. Deshalb haben wir uns am Freitag, den 04.03.2022 frei genommen und sind um 9:00 Uhr bei bestem Wetter in Mildstedt gestartet in Richtung Berlin. Der alte Diesel-Bus schnurrte wie eine Nähmaschine und wir erreichten nach einer ruhigen Fahrt gegen 13:30 Uhr das Hotel Alecsa in Berlin direkt beim Olympiapark. Klaus-Dieter hatte extra dieses Hotel gebucht, da es nur 500 Meter von der Wettkampfhalle entfernt liegt. Wir konnten direkt gegenüber an der Straße parken. Nach dem Einckecken machten wir uns kurz frisch und gingen zur Halle. Dort mussten wir unsere Impfnachweise vorzeigen und erhielten ein Armbändchen wie früher in der Disko. Klaus-Dieter erledigte das Anmelden und bekam seine Startnummer.
„bei der Startnummernausgabe“
Beim Betreten der Halle waren wir doch von der Größe beeindruckt. Es standen 36 Scheiben plus zwei Bahnen fürs Finalschießen nebeneinander. Bei unserem Pfingstturnier kommen wir meist auf ca. 25 Scheiben und das im Freien. Es wurden gerade die Achtelfinals Compound auf allen 36 Scheiben ausgetragen. Je zwei Schützen und Schützinnen auf einer Scheibe schießen gegeneinander. Die mit den meisten Ringen kommen weiter, die schlechteren scheiden aus. Auf den Scheiben 4 und 5 hatten die beiden besten Schützen die gleiche Ringzahl. Der Sieger wird im Stechen ermittelt. Jeder Schütze hat einen Pfeil. Der bessere gewinnt. Bei Gleichstand wird noch ein Pfeil geschossen. Der Kommentator erläuterte den Vorgang am Mikrofon so: „die beiden Stecher stehen jetzt an der Schießlinie.“
Nach den Schießen in den Viertel- und Halbfinals startete das Finalschießen im alternierenden Modus. Zuerst waren die Damen dran. Es werden 5 Passen á 3 Pfeile geschossen – jeweils abwechselnd Pfeil um Pfeil. Das ist Spannung pur. Die Finalschießen wurden auf sportdeutschland.tv live im Internet übertragen. Unsere Füße waren am Bildrand zu sehen.
Nach den Finals gegen 18:00 Uhr haben wir im Hotel nach einem guten Lokal gefragt, welches fußläufig zu erreichen ist. Um zwei Ecken lag ein Italiener. Die Speisekarte war sehr übersichtlich, das Essen aber sehr lecker. Mit einem Rotwein im Kopf gingen wir ins Hotelzimmer und gleich ab zu Bett.
Am Samstag mussten wir früh hoch. Das Duschen lief unter erschwerten Bedingungen ab. Das Wasser ließ sich nicht richtig einstellen. Entweder war es zu heiß, oder eisig kalt. Nach einem kurzen Frühstück im Zimmer starteten wir um 7:00 Uhr zur Halle. Die Armbändchen vom Vortag galten noch.
Ich startete gleich durch zur Tribüne, um einen Platz direkt hinter Klaus-Dieter zu belegen. Klaus-Dieter ging gleich durch die Katakomben auf die Platte. Bei Scheibe 8A schlug er sein Lager auf und baute seinen Bogen auf. Die Materialkontrolle begann um 7:30 Uhr. Voller Stolz brachte er den Aufkleber, der die Teilnahme an der DM bescheinigt, am Bogen an. Anschließend begab er sich in den Tunnel und war nicht mehr ansprechbar.
Kurz nach 8:00 Uhr begann das Einschießen. Die Begrüßung durch die Offiziellen des DSB und dem ausrichtenden Berliner Verein erfolgte kurz vor Neun. Der Verein veranstaltet auch in dieser Halle das Turnier Berlin open. Nach einer Gedenkminute für die Kriegsopfer in der Ukraine fing pünktlich um 9:00 Uhr der Wettkampf an. Anfangs war es zu dunkel in der Halle. Die meisten hatten dadurch Probleme beim Zielen. Die aufsteigende Sonne schien kurze Zeit später durch die vielen Oberlichter und es wurde heller, was abermals das Zielen erschwerte. Diese Probleme hatten aber fast alle kurzzeitig. Einige hatten es schneller kompensiert, andere langsamer. Das kostete manchen einige Ringe. Die Temperatur unten auf der Platte war angenehm. Am Vortag oben auf der Tribüne war es deutlich wärmer. Die Schießergebnisse wurden doppelt notiert. Einmal auf einer Kladde und zum anderen über ein Tableau direkt in den Auswertungsrechner. Das ermöglichte eine sehr zeitnahe Darstellung der Zwischenergebnisse, sowohl auf den Monitoren in der Halle als auch im Internet. Unsere Vereinskamerad*Innen zuhause hatten dadurch stets den aktuellen Stand. Klaus-Dieter hielt sich konstant auf Platz 16 von 30 Startern. Er schoss immerhin in der Klasse der Masterschützen, zu denen er mit zwei weiteren mangels Teilnehmer in der Seniorenklasse zugeschlagen wurde. Die Master liegen meist höher in den Ergebnissen als die Senioren. Insofern musste er sich mit leistungsstärkeren jüngeren messen. Zum Ende des ersten Durchgangs hatte er leichte Probleme mit dem Blutzucker. Die Ergebnisse fielen ab, plötzlich zeigte die Anzeigetafel Platz 25 an. Schnell das Richtige gegessen und die Ergebnisse wurden wieder besser. Die Uhr auf der Tafel zeigte genau 12:00 Uhr an, als die letzten Pfeile geschossen waren. Auf Scheibe 7 startete ein Schütze aus Kassel, der vorher lautstark Ambitionen auf den DM-Titel angemeldet hatte. Den behielt ich nebenbei auch im Auge. Tatsächlich schaffte er den Titel mit traumhaften 540 Ringen. Er stellte damit den bisherigen deutschen Rekord von 537 Ringen ein. Mit entsprechend stolzgeschwellter Brust schritt er zum Siegerpodest. Das zeigt wieder, dass man sich selbst klare Ziele stecken muss, um diese auch zu erreichen.
„Klaus-Dieter und der spätere deutsche Meister“
Klaus-Dieter erreichte im Endergebnis Platz 19 mit 485 Ringen. Das liegt ca. 15 Ringe unter dem Durchschnitte der Vorbereitungen und 12 Ringe unter dem Quali-Level, aber durchaus auf dem üblichen Leistungsniveau.
Nach den Siegerehrungen gingen wir um 13:00 Uhr ab zum Hotel. Kurz runterkommen, umziehen und ab zur S-Bahn. Wir Landeier mussten uns zuerst durchfragen, welche Tickets wir am besten nehmen und wie wir diese am Automaten buchen können. Berliner sind einfach nette Menschen. Wir fuhren bis zum Hauptbahnhof. Einmal zum Kanzleramt und zum Reichstag laufen und dann zum Brandenburger Tor. Dort setzten wir uns auf eine Bank und haben Leute beobachtet. Auf dem Rückweg zum Bahnhof liefen wir einem Kamerateam über den Weg, das noch schnell ein Interview zu aktuellen Fragen haben wollte. Ich wollte nicht unhöflich sein und habe ihnen etwas erzählt. Mit der S9 fuhren wir zurück Richtung Spandau. Am Heimatbahnhof angekommen berieten wir kurz die Essensfrage und nahmen nach kurzer Entscheidung wieder den Italiener. War ja lecker am Vortag. Wir waren zeitig und bekamen einen schönen Tisch. So konnten wir den Tag entspannt ausklingen lassen.
Am Sonntag früh war die Nacht gegen 6:00 für beide Uhr beendet. Es ist schließlich die übliche Zeit des Weckers. Die Dusche hat sich wieder allen Einstellversuchen widersetzt. Beim Frühstück haben wir einigen Schützen an den Nachbartischen gelauscht, die am Sonntag ihren Wettkampf hatten. Unbeschwert und voller Freude haben wir den Heimweg angetreten. Nach einer problemlosen Fahrt kamen wir gegen 13:30 Uhr in Mildstedt an. Just beim Ortsschild fiel die Tankanzeige in die Reserve. Um die Eindrücke möglichst frisch zu halten, setzte ich mich gleich hin und fing an diesen Bericht zu schreiben.